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Begegnung vorbereiten

Natalia Krasowska
Trainerin, interkulturelle Pädagogin, Koordinatorin des Programms Service-Learning in Sachsen

„Was ist denn mit dem Ausflug passiert?” – Julia versteht nicht, warum ihre Kollegin Anna von der Partnerschule diesen Punkt kurz vor der Begegnung aus dem Programm gestrichen hat. Abgesehen von den Reservierungen im Museum und im Restaurant fürs Mittagessen – was soll sie jetzt den Jugendlichen sagen? In Julias Kopf schwirren verschiedene Gedanken herum. Das Programm der Begegnung hatten sie vor einigen Monaten gemeinsam erarbeitet und in den letzten Wochen ging es nur noch um die Detailplanung. Nach einem Gespräch mit ihrer Kollegin stellt sich heraus, dass Annas Kollege, der für den Ausflug verantwortlich gewesen war, unerwartet das Organisationsteam verlassen hatte. Anna hatte nach der Abwägung des zu erwartenden Arbeitsaufwands und der bis zum Projektbeginn verbliebenen Zeit selbständig entschieden, das Programm zu ändern. 

Jedes deutsch-polnische Austauschprojekt hat seinen eigenen Ablauf. Das Programm sowie die pädagogischen Konzepte, Methoden und Strategien zur Krisenbewältigung werden in der Regel vom internationalen Organisationsteam gemeinsam festgelegt. Es empfiehlt sich, auch die Jugendlichen einzubinden, so dass sie ein Programm mitgestalten können, das ihren Interessen entspricht.

Trotz der gemeinsamen konzeptionellen Arbeit verläuft eine Begegnung nur selten völlig nach Plan. Denn ein Jugendaustausch ist eine Erfahrung im Hier und Jetzt: Während des Projekts können neue Ideen entstehen und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußern kontinuierlich ihre Bedürfnisse. Zudem muss berücksichtigt werden, dass die Jugendlichen aufgrund individueller oder kultureller Unterschiede verschiedene Erwartungen haben können. Es ist wichtig, dass die Organisatorinnen und Organisatoren in der Lage sind, darauf einzugehen und versuchen, das Programm dementsprechend anzupassen. 


Einer der beliebtesten Programmpunkte bei den Jugendlichen ist zum Beispiel der sogenannte „Integrationsabend”. Wird diese Methode jedoch unreflektiert eingesetzt, unterstützt sie nicht die Integration und Annäherung zwischen den Teilnehmenden, sondern unterstreicht die kulturellen Unterschiede zwischen den deutschen und polnischen Jugendlichen. Meistens kocht bei diesen „Integrationsabenden” die polnische Gruppe landestypische Gerichte, wie saure Mehlsuppe (żurek), Bigos und Piroggen für die deutschen Teilnehmenden oder es werden auf Plakaten („Bei uns in Deutschland” / „Bei uns in Polen”) nationale Besonderheiten präsentiert. Wenn aber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einander wirklich näher gebracht werden sollen, bieten sich Aufgaben in gemischten Gruppen an. Deutsch-polnische Gruppen können gemeinsam kochen, Informationen über interessante Orte in beiden Ländern recherchieren und dann abwechselnd ihre Ergebnisse präsentieren. Ähnlichkeiten lassen sich besser betonen, indem nach Lieblingsgerichten statt nach Landestypischem gefragt wird oder indem Lieblingscharaktere und Idole benannt werden sollen, ohne auf deren Nationalität einzugehen. Der Fokus sollte sich darauf richten, was uns verbindet, was wir mögen, was uns interessiert oder fasziniert.


Der Blick in den Kalender ist ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Vorbereitung einer Jugendbegegnung. Aufgrund der großen Anzahl religiöser und staatlicher Feiertage in beiden Ländern sowie Feiern und Veranstaltungen des Vereins bzw. der Institution, Organisation oder Schule muss der allererste Planungsschritt die Terminfindung sein. Die Begegnung  darf nicht auf wichtige Feiertage oder Feierlichkeiten der Teilnehmenden oder ihrer Familien fallen, um ihnen die Teilnahme am Austausch nicht zu erschweren.

Ungünstig sind auch Zeitfenster direkt vor wichtigen Ereignissen oder Feiertagen, wie etwa die vierwöchige Adventszeit in Polen und in bestimmten Regionen Deutschlands. Bei der Planung eines Jugendaustauschprojektes lohnt es sich auch, eine Liste der Geburtstage aller Teilnehmenden zu erstellen. Bei einer gemeinsamen Geburtstagsfeier kann sich die Gruppe besser kennenlernen und die Begegnung wird um ein wertvolles lebendiges und interkulturelles Element bereichert. Geburtstage lassen sich nämlich sehr unterschiedlich feiern –die Jugendlichen zeigen selbst wie! 

Materialien auf Deutsch:

Materialien auf Polnisch →

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